Folge 2:

Problematik bei Glasgebäuden

Mehr Glas führt erfahrungsgemäß zu noch mehr (Ab-) Schattung und häufigerer Benutzung der Beschattung. Leider lässt der Mensch den Schutz auch dann noch herabgelassen, wenn die Sonne schon längst nicht mehr das Fenster besonnt. Es fehlt hinter der Abschattung nicht nur das Licht, sondern auch der Ausblick. Nachdem das Auge an der geraden Linie scharf stellt, ist ein Blick durch Lamellen immer stark beeinträchtigt. Bei Vertikalen ist es noch deutlicher – die Augen stehen neben- und nicht übereinander. Selbst kontrastarme Sonnenschutzfolien werden in der Praxis meist einen Spalt offengelassen. Es zählt, was man wie schön sieht, und nicht, wie groß ein „Panorama“-Fenster ist.

Natürlich machen große Glasflächen in Berg-Restaurants oder bei anderer überwältigender Aussicht Sinn, aber nicht im Büro in der Stadt. Tritt ein Stromausfall ein, kann die Abschattung in der Regel nicht benutzt werden. Bei einem „Hitze-Blackout“ – einem Stromausfall bei Niedrigwasser, hoher Kühllast und Windstille in der Abendspitze, wenn auch Photovoltaik nicht mehr liefert – müssen derart nicht beschattete Räume entweder außen behelfsmäßig verhängt oder aufgegeben werden. Eine Nachfrage in mehreren Krankenanstalten hat ergeben, dass die Abschattung meist nicht durch den Notstrom abgesichert ist. Ein „heat-dome“ wie 2021 in Kanada, wenn im Juni 16 Stunden die Sonne scheint, kann Temperaturen weit über 40 °C in unsere Städte bringen. Das tritt sehr selten auf, kann aber bei fehlender Vorbereitung gefährlich werden.

Nicht zweckmäßig sind ebenso Verglasungen bis zum Boden, wenn nicht direkt davor der Garten oder Schwimmteich lockt. Die größere Fläche führt zu schnellerer Überhitzung, kühlt im Winter auch bei Dreischeibenverglasung mehr ab und führt zu höherem Heizbedarf und damit relativ trockener Luft. Dies verursacht die häufigsten Beschwerden in Büros im Winter. Sobald die Abschattung unten ist, fehlt der Ausblick – außer das Fenster endet in Brüstungshöhe und ein Spalt bleibt frei. Ideal wären überwiegend Südfenster mit auskragenden Gebäudeteilen oberhalb, sodass die Sommersonne nicht eintreten kann. Da es bereits oft ab April und bis Oktober 30 °C erreicht, muss dennoch für einen außenliegenden Sonnenschutz gesorgt werden, den man bei Auskragung dann zumindest bei hochstehender Sonne nicht braucht. Teurere Fensterreinigung und häufigere Reparaturen der Abschattungen sind weitere Folgen zu großer Glasflächen.

Zusätzlich ist der Randbereich des Gesichtsfeldes für Bewegungswahrnehmung optimiert. Nur 4 % des Auges sehen scharf. Steht nur der Bildschirm nahe an einem bis zum Boden reichenden Fenster und bewegen sich unten auf der Straße 20.000 KFZ acht Stunden lang (normale Bundesstraße, dicht befahrene Straße in Städten), muss das Gehirn 20.000 Störimpulse ausblenden. Das Auge als nach außen gedrehter Teil des Gehirns bestimmt wesentlich die Qualität der Bildschirmarbeit. Bei Überlastung – auch häufig festzustellender Blendung – sinkt die Konzentration und die Fehlerrate steigt. Eine Blickrichtung fensterparallel lässt immer noch zu viel Licht ins Auge. Im Idealfall erlaubt ein sich in den Raum hinein verbreiternder oder leicht schräg gestellter Tisch „Raumkontrolle“ – es „fällt einem niemand in den Rücken“ und Blendungen werden vermieden.

Aus Gründen des Schutzes vor Hitze und Kälte wäre eine Überarbeitung der OIB-Richtlinie 6 mit strengerem U-Wert für Fenster und transparente Bauteile wünschenswert, damit Dreifach-Verglasungen bei größeren Glasflächen Standard werden bzw. bleiben. Es gibt immer noch Kälteabfall und massive Strahlungsasymmetrien, die „den Platz am Fenster“ im Hochwinter unbenutzbar machen (damit steht der Tisch dann ganzjährig ungünstig fensterfern).

Fernwärme

Weiters ist aus Sicht der Umweltmedizin Fernwärme ohne KWK eine Verschwendung. Wärmepumpen brauchen im Winter Strom und erreichen dabei selbst in schlecht gedämmten Altbauten bei guter Auslegung eine Jahresarbeitszahl über drei. Beispielsweise laufen in der dänischen Hauptstadt die Biomasse-Kessel erst an, wenn der Wind zu wenig Strom liefert. Die anfallende Wärme geht in zwei 500.000 m³ fassende Heißwasserspeicher, die bedarfsgerecht Wärme abgeben können. Wir werden Holz für Bauten, nachwachsende Rohstoffe wie Kleidung oder Plastikersatz in großem Ausmaß benötigen und sollten es nicht im Sommer für Wärme verbrennen müssen.