Folge 1:

Die Arbeitsmedizin bekommt, weil sie in die Planung von Arbeitsstätten einzubeziehen ist, meist fertige, die OIB-Richtlinie einhaltende Pläne. Diese News-Reihe beschreibt Problemstellungen sowohl aus Sicht der Arbeits- als auch der Umweltmedizin und zeigt erste Lösungsvorschläge auf, die jedoch einer weiteren interdisziplinären Bearbeitung bedürfen.

Text und Fotos Heinz Fuchsig

Gesunde und produktive Arbeitsplätze

Der Klimawandel macht bereits massive Probleme, die in Zukunft häufiger, stärker und an bislang noch nicht betroffenen Orten auftreten werden. Hitze ist sogar für Arbeitsstätten mit Klimatisierung ein Problem. Mitarbeiter kommen nach Tropennächten – vor allem, wenn die Temperatur im Schlafzimmer über 25 °C beträgt – unausgeschlafen in die Arbeit. Oder vielleicht hat das Außenteil der Klimaanlage des Nachbarn zur Schlafstörung beigetragen?1 Der Unterschied im Lärmpegel zwischen 36 und 51 dB (zwischen Testsieger und kaum billigerem Testzweiten bei wwwtopten.ch) macht sowohl für die Konzentration als auch Erholung in Wohn- und Arbeitsräumen einen gewaltigen Unterschied. In der Lärmmedizin müsste noch das Geräusch auf Tonhaltigkeit, Rauigkeit etc. beurteilt werden. Das resultierende Komfortempfinden ist daher oft schlecht.

Einbau von Klimaanlagen durch den Mieter

In einer Wohngemeinschaft dürfen die Mitbesitzer eine Verbesserung dann nicht verbieten, wenn das Bewohnen sonst wesentlich beeinträchtigt ist. Es steht aber nicht jede Lösung frei. Was soll beispielsweise der Friseur – noch dazu als Mieter – anderes als ein Split-Gerät anbringen? Luft-Wärmepumpen im Innenraum und aus der Wärme gratis Warmwasser zu bereiten, das wäre eine großartige Lösung. Es gibt aber erst für Hallenbelüftung derartige Geräte, die auch verschmutzte Luft über Wärmetauscher laufen lassen können.

Ordinationen und Praxen

Die Luftwechselrate ist in der Arbeitsstättenverordnung geregelt. Die Qualitätsüberprüfung durch die ÖQMed der Ärztekammer beinhaltet zahlreiche Hygienepflichten, aber keine für die Luft. Split-Geräte-Hersteller behaupten oftmals, Bakterien und Viren (bis 20 nm Durchmesser) filtern oder inaktivieren zu können, aber oft fehlen die Nachweise. Es braucht Musterlösungen für Kühlung und Lüftung dieser heiklen Bereiche.

Situation bei Reduktion solarer Gewinne

Ein Quadratmeter nicht abgeschatteter Glasfassade nach Osten oder Westen (am 21. Juni 750 Watt Einstrahlung, bei Südausrichtung nur 200 Watt) benötigt 8 m² Bauteilaktivierte Decke. Die Hitzephasen werden teilweise auch feuchter, die Kondensatgefahr steigt. Daher müssen größere Glasflächen bei Besonnung sehr rasch abgeschattet werden. Wenn eine Jalousie dunkel und mit niedrigem Reflexionsgrad ausgestattet ist, darf bei Besonnung das Fenster dahinter nicht geöffnet werden, da der resultierende Heißluftpolster sonst in den Raum kommt und kaum mehr entweicht. Effektives Lüften durch Temperaturunterschiede benötigt bei Windstille hohe, ungestörte Öffnungen zur Bildung einer Luftwalze.


1 Unter www.topprodukte.at finden wir eine Bewertung dieser Gerate; unter www.topten.ch sogar die Schallpegel des Außen- und Innenteils. Der Testsieger – 4 % teurer als der Zweitplatzierte – ist außen wie innen um fast 15 dB leiser.