Der verstärkte Einsatz intelligenter Technologien soll Gebäude fit für Erneuerbare- Energienetze machen und den Bedürfnissen der Nutzer:innen entgegenkommen. Ein Indikator soll helfen, die sogenannte Intelligenzfähigkeit von Gebäuden zu bewerten und zu fördern.
Text DI Johannes Fechner, IBO, Mitarbeiter im Projekt SRI Demo
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Der verstärkte Einsatz intelligenter Technologien soll Gebäude fit für Erneuerbare- Energienetze machen und den Bedürfnissen der Nutzer:innen entgegenkommen. Ein Indikator soll helfen, die sogenannte Intelligenzfähigkeit von Gebäuden zu bewerten und zu fördern. Der Smart Readiness Indikator SRI wurde erstmals im Jahr 2017 erwähnt, als die Europäische Kommission die Idee zur Bewertung der „Smartness“ von Gebäuden vorstellte. Ein Beschluss zur Methodik eines SRI wurde per Verordnung ab 1.1.2021 in Kraft gesetzt. Damit wurde auch die in der EPBD 2018 angekündigte Testphase gestartet, an der Mitgliedsstaaten teilnehmen können.
Die Einführung eines neuen Indikators ist derzeit besonders herausfordernd, denn die EU-Kommission will den Verwaltungsaufwand bis zum Ende ihrer Amtszeit unter dem Titel „Omnibus“ um mindestens 25 % verringern.[1] Bei der Einführung eines neuen Indikators, der zusätzlichen Aufwand mit sich bringt, ist daher jetzt besonders auf das Verhältnis von Aufwand und Nutzen zu achten und darauf, dass wichtige Interessengruppen sich einen Nutzen davon erwarten können.

Seit Herbst 2021 gibt es eine ‚SRI-Plattform‘ für interessierte Stakeholder, die ein Konsortium rund um das belgische Forschungszentrum VITO für die Europäische Kommission betreut. Dieses permanente Forum steht grundsätzlich allen Interessengruppen (Kommissionsdienste, Vertreter der Mitgliedstaaten, Interessenvertretungen) offen, um Informationen und Praktiken zur Implementierung des SRI auszutauschen, sowie Empfehlungen zu möglichen Weiterentwicklungen des SRI zu geben. Die Plattform umfasst drei Arbeitsgruppen (WGs) und Plenarveranstaltungen und arbeitet nach Governance-Regeln. Während Vertreter:innen der Mitgliedstaaten eingeladen sind, sich an WG1 zu beteiligen, konzentriert sich WG2 auf Ergebnisse aus Projekten, WG3 ermöglicht die Beteiligung von Interessengruppen, einschließlich der Industrie. Österreich ist in mehreren EU-Projekten zum SRI aktiv, und in den Arbeitsgruppen vertreten.
Im österreichischen, Klima- und Energiefonds-geförderten Projekt SRI Demo sowie im EU-LIFE-Projekt SRI2MARKET wurden Stakeholder identifiziert und in Abstimmung mit anderen österreichischen EU-Projekten angesprochen. Bisher fanden 2 Workshops und diverse Einzelgespräche statt und es wurde schriftlich informiert. In einem Workshop am 22. September 2025 stellt das SRI-Demo-Projektteam den im Rahmen der Testphase erarbeiteten österreichischen Vorschlag zur Weiterentwicklung des SRI zur Diskussion.
Die Arbeit mit Stakeholdern hat gezeigt, dass das Angebot der EU sich an der Entwicklung des SRI zu beteiligen, nur von bestimmten Interessenten wahrgenommen wird. Die Industrie, die sich auf EU-Ebene aktiv an der Entwicklung des SRI beteiligt, umfasst vor allem Akteure aus dem Bereich der Gebäudetechnik, Unternehmen wie Siemens, Honeywell, Danfoss, Vereinigungen wie Buildwise mit rund 90 000 belgischen Bauunternehmen, Forschungseinrichtungen wie das Karlsruher Institut für Technologie. Der deutsche Wirtschaftsverband BDEW und die Fachgemeinschaft HEA waren nur zu Beginn aktiv eingebunden. Österreich ist seit Beginn vor allem durch Forschungseinrichtungen wie AEE INTEC über Projekte, sowie das OIB und das zuständige Ministerium BMWET eingebunden, sowie über einen Vertreter der Firma Wittur aktiv, die im Bereich Aufzüge und für European Lift Association (ELA) tätig ist.
Im Zuge der Arbeiten für SRI Demo zeigte sich, dass vor allem die Potentiale der Gebäude an Energie-Flexibilität einen Nutzen zur Erreichung der Klimaziele und wirtschaftliche Vorteile bringen können. Allerdings waren Stakeholder aus der Energiewirtschaft, insbesondere Energiedienstleister, bis vor kurzem kaum eingebunden bzw. aktiv. Die rund um SRI Demo gestarteten Diskussionen erweckten ein gewisses Interesse an den Potentialen, die der Gebäudesektor für smarte Netze bieten kann. im Stakeholder Workshop am 11.11.2024 wurde dazu festgehalten:

„Flexibilität wird von EVU-Seite als unabdingbar für die Erreichung der Klimaziele und weitere Gewährleistung der Versorgungssicherheit im Einklang mit volkswirtschaftlichem Netzausbau gesehen. Kapazitäten können auch in großen Speichern geschaffen werden, es wird eine wirtschaftliche Frage sein, ob und wie Gebäude da eine Rolle spielen, allerdings ist der Bedarf so groß, dass alle Potentiale interessant sind.“
„Wesentlich für die Versorgung ist die Stabilität der unteren Netzebene. Weiter wie bisher würde konkret enorme Aufgrabungsarbeiten zur Verstärkung von Leitungen erfordern. Das Interesse der EVU ist daher, Spitzen durch Flexibilität abzumindern. Gilt für Strom und Wärmenetze.“
„Auf unterster Spannungsebene (Netzebene 7) ist bereits ab geringen Leistungen (100kW) eine Leistungsflexibilität hilfreich um Netzverstärkungskosten (Kabeltausch) einzusparen. Dafür benötigt es jedoch einen gesicherten Informationsaustausch zwischen Netzbetreiber und Flexibilität.“
Damit kristallisierte sich ein konkreter Vorschlag für eine Weiterentwicklung der bisherigen SRI-Bewertungsmethode heraus, der von AEE INTEC, FH Technikum Wien mit Unterstützung von AIT, BOKU, TU Wien und IBO derzeit ausgearbeitet wird.
Eine besondere Rolle können demnach neue Dienstleister, sogenannte Aggregatoren spielen. Endkund:innen soll es möglich sein, über Aggregatoren ihre Flexibilität zu vermarkten.[2] Aggregatoren sind Anbieter auf dem Regelleistungsmarkt, die die kleineren Effekte der Einzelnen zu größeren Effekten summieren bzw. aggregieren.[3] Mit einem aussagekräftigen SRI könnten Aggregatoren, auf Grundlage des oben angeführten direkten Zugangs zu den Daten der Gebäudesysteme (EPBD 2024 (55)) den Gebäudebestand screenen und Angebote entwickeln, insbesondere für Gebäude mit attraktivem Flexibilitäts- und Einsparpotential. Derartiges ist schon im 2. Report von VITO[4] dokumentiert: “Ein Stakeholder wünschte quantifizierende Indikatoren für die Lastverschiebungskapazität …”, und „Ein anderer Interessenvertreter sagte, er würde einen SRI bevorzugen, der auf Leistungsdaten basiert und nicht nur auf der Bewertung der verfügbaren Smart-Ready-Dienste/-Funktionen.“
Der Vorschlag zur Weiterentwicklung des SRI soll bis Ende 2025 als ein Beitrag Österreichs zur Testphase eingebracht werden, möglichst mit Unterstützung durch Stakeholder.
DI Johannes Fechner, IBO, Mitarbeiter im Projekt SRI Demo
Links zum Thema
SRI-Plattform der EU: https://energy.ec.europa.eu/topics/energy-efficiency/energy-performance-buildings/smart-readiness-indicator/sri-platform-events-and-news_en
Final report on the technical support to the development of a smart readiness indicator for buildings: https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/bed75757-fbb4-11ea-b44f-01aa75ed71a1/language-en
Testphase in den Mitgliedsstaaten der EU: https://energy.ec.europa.eu/topics/energy-efficiency/energy-performance-buildings/smart-readiness-indicator/sri-eu-countries_en
Projekt SRI Austria (2018-2019): https://nachhaltigwirtschaften.at/de/sdz/projekte/sri-austria.php
[1] https://commission.europa.eu/publications/omnibus-i_en?prefLang=de
[2] Gesetzliche Rahmenbedingungen für Laststeuerung durch Aggregierung, EU „Clean Energy for all Europeans“ Paket, Art. 17 RL (EU) 2019/944)
[3] https://www.ffe.de/wp-content/uploads/2021/10/Was-ist-ein-Aggregator.pdf
[4] VITO et al., Interim report, July 2019 of the 2nd technical support study on the smart readiness indicator