
Maria Bento ©EOTA
Interview mit der neuen Vorsitzenden des Technischen Lenkungsausschusses (Technical Board) der EOTA, MarÃa Bento (ITeC, Spanien)
In ihrer letzten Sitzung am 8. April 2025 hat die EOTA-Generalversammlung MarÃa Bento (ITeC, Spanien), zur neuen Vorsitzenden des Technischen Lenkungsausschusses. Wir wollten diese Gelegenheit nutzen, um mit ihr über ihre neue Rolle, die neue Bauproduktenverordnung und die Zukunft der ETA-Route zur CE-Kennzeichnung zu sprechen.
Interviewerin: Elisabeth Bata, Österreichisches Institut für Bautechnik
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Elisabeth: MarÃa, wir freuen uns, dass Sie unsere Einladung zu diesemInterview angenommen haben, und möchten diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen noch einmal herzlich zu Ihrer Ernennung zu gratulieren. Da nicht alle unsere Leser mit der Europäischen Organisation für Technische Bewertungen (EOTA) vertraut sind, erläutern Sie bitte die wichtigsten Aufgaben des Technischen Lenkungsausschusses der EOTA. Wer kann an den Sitzungen des Technical Board teilnehmen?
MarÃa: Vielen Dank für die Einladung und für Ihre Glückwünsche. Der Technische Lenkungsausschuss der EOTA spielt eine zentrale Rolle bei der Steuerung aller technischen Belange innerhalb der EOTA, insbesondere im Zusammenhang mit den Europäischen Bewertungsdokumenten (EAD) und Europäischen Technischen Bewertungen (ETA). Er koordiniert außerdem die Arbeit der EOTA-Projektteams (PTs) und der technischen Arbeitsgruppen (WGs) und begleitet deren Fortschritt. Was die Teilnahme anbelangt, so sind die Technischen Bewertungsstellen (TABs) die wichtigsten Teilnehmer. Darüber hinaus können auch Vertreter der Europäische Kommission und der Industrie als Beobachter an den TB-Sitzungen teilnehmen.
Elisabeth: Die Mitglieder und Beobachter der EOTA kommen aus verschiedenen Ländern und Institutionen, was der Organisation eine einzigartige Vielfalt verleiht – sowohl geografisch als auch in Bezug auf technisches Fachwissen. Warum ist diese Vielfalt so wichtig, und welche Vorteile bringt sie mit sich?
MarÃa: Vielfalt macht uns stärker. Unsere Mitglieder kommen aus verschiedenen Mitgliedstaaten und verfügen über unterschiedliche Hintergründe. Siebringen verschiedenste Sichtweisen und Erfahrungen mit, die sich aus den jeweiligen nationalen Regelwerken ergeben. Das ist eine große Hilfe bei der Entwicklung von Europäischen Bewertungsdokumenten für sehr unterschiedliche innovative Produkte und deren Anwendungsbereiche. So stellen wir sicher, dass unsere Dokumente nicht nur in Europa, sondern auch darüber hinaus verwendet werden. Vielfalt bringt bessere Ideen und ausgewogenere Entscheidungen.
Elisabeth: Die neue Bauprodukteverordnung (CPR) ist am 8. Januar 2025 in Kraft getreten und gilt – mit einigen Ausnahmen – 12 Monate später. Welche Auswirkungen hat diese Verordnung auf die Arbeit der EOTA, und was sind Ihre Prioritäten als neue TB-Vorsitzende, um einen reibungslosen Übergang zur neuen CPR zu gewährleisten?Â
MarÃa: Die neue Bauprodukteverordnung wird sich erheblich auf die Aktivitäten der EOTA  und den gesamten Binnenmarkt für Bauprodukte auswirken. Was die ETA-Route betrifft, so bleibt der Kern des bisherigen Verfahrens bestehen. Allerdings bewegen wir uns in Richtung eines stärker digitalen Ansatzes und integrieren detaillierte Nachhaltigkeitsmerkmale. Beide Aspekte bieten große Chancen. Sie beeinflussen auch , wie wir unsere Dokumente erstellen, wie transparent der Prozess sein soll und wie wir die Rückverfolgbarkeit und Digitalisierung sicherstellen. Meine Priorität ist es, uns allen bei der Anpassung zu helfen, klare Leitlinien bereitzustellen und sicherzustellen, dass wir weiterhin ETAs reibungslos auf den Markt bereitstellen und dabei den neuen Rechtsrahmen einhalten. Dieser Übergang ist für die EOTA sehr wichtig und noch wichtiger für die Industrie, die auf der ETA-Route sprichwörtlich das Lenkrad im Griff hat.
Elisabeth: Der ETA-Weg ist ein zuverlässiger und erfolgreicher Weg zur CE-Kennzeichnung, obwohl er freiwillig ist. Laut dem EOTA-Jahresbericht haben die Technischen Bewertungsstellen im Jahr 2024 insgesamt 1.478 ETAs ausgestellt und 15.005 ETAs insgesamt in Europa und weltweit. Wie sehen Sie die Rolle der ETA im Rahmen der neuen CPR zusätzlich zu den harmonisierten Normen?
MarÃa: ETAs werden auch unter der neuen CPR eine sehr wichtige Rolle spielen. Nicht alle Produkte werden den harmonisierten technischen Spezifikationen entsprechen können. Die ETA-Route bietet innovativen Produkten einen Weg zur CE-Kennzeichnung. Die Industrie braucht Flexibilität und Lösungen, die an spezifische Fälle angepasst sind. Die ETA-Route wird dies auch weiterhin bieten, und ich sehe ihn als eine wichtige Ergänzung zu den harmonisierten technischen Spezifikationen jetzt und auch in Zukunft.
Elisabeth: Sie haben jahrelange Erfahrung mit der EOTA-Route und seiner Bürokratie. Wenn Sie die Möglichkeit hätten, einen Aspekt des ETA-Verfahrens im Rahmen der neuen CPR zu verbessern, welcher wäre das?
MarÃa: Interessante Frage! Wenn ich etwas verbessern könnte, dann wäre es, das Verfahren einfacher und schneller zu machen. Manchmal kann das Verfahren etwas zu komplex und langwierig sein, was es insbespndere für kleinere Hersteller schwierig macht. Wir arbeiten bereits an digitalen Werkzeugen und besseren Leitlinien, um die Erstellung und das Verständnis von EAD und ETA zu erleichtern, und ich glaube, das ist genau der richtige Weg.
Elisabeth: Vielen Dank für Ihre Zeit! Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.