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Thema 2

Auszug aus

 

Gebäude aus Raummodulen

Autor Bernd Höfferl

 

… Es ist beeindruckend, wenn um 0:30 Uhr der erste Truck vorfährt und um 4:45 Uhr der fünfte Truck die Zusammenbaustelle verlässt. Dazwischen sorgen eine Handvoll Montageprofis und ein Kranfahrer für unaufgeregten Montagefortschritt. Da sitzt jeder Handgriff, da wird nicht gesucht, probiert oder improvisiert, es wird aber auch nicht gehudelt. Neun Raummodule und zwei Deckenelemente ergeben ein Geschoß. Zusammenbauen statt bauen. Die Zufahrtsbeschränkungen in Wien gaben der Montage ein Zeitfenster von 0:00 – 5:00 Uhr. Diese Regelung ist momentan sicher auch vernünftig. Nicht weil die Montage so viel Platz gebraucht hätte, aber die Schaulustigen hätten bei Tag sicher ein Verkehrschaos verursacht…

 

Gebäudezulassung

Oft wird argumentiert, dass Gebäude aus Raummodulen wieder abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgestellt werden können. Das ist aus technischer Sicht richtig, formal ist aber unklar, ob sie zum Beispiel in zehn Jahren auch wieder aufgestellt werden dürfen. Für Gebäude gibt es aktuell eine Baugenehmigung – keine Gebäudezulassung. Ein Fahrzeug kann man ohne technische Aufrüstungsverpflichtung immer wieder anmelden und abmelden. Theoretisch ist es unerheblich, ob ein Gebäude 70 Jahre in Amstetten steht oder 30 Jahre in Amstetten und dann noch 40 Jahre in einem anderen Bundesland – formal ist das aktuell nicht denkbar. Ein System wird erst wirtschaftlich, wenn man es nicht nur wiedererrichten kann, sondern auch darf.

Ungeduldige Tiere

Nun kommt die größte Herausforderung, die den breiten Einsatz von Raummodulen verhindert: das ungeduldige Gewohnheitstier. Diese Bestie lauert vor jeder Tür und bringt viele neue Konzepte mit Aussagen, wie „das haben wir immer schon so gemacht“ oder „wie viele Referenzen gibt es für dieses neue Konzept?“ schnell zu Fall. Die Ungeduld wird dann zur Herausforderung, wenn der Wettbewerb ein Jahr, das Einreichverfahren ein weiteres halbes Jahr gedauert hat – aber wenn der Bescheid der Baubewilligung am Tisch liegt, sollen bestenfalls nach vierzehn Tagen die Bagger endlich loslegen. Auch wenn zu dem Zeitpunkt noch nicht klar ist, was genau gebaut wird und auch nicht von wem. Wir wollen jetzt endlich mal „was sehen“.

Ein Gebäude mit einem hohen Vorfertigungsgrad, egal ob nur aus Raummodulen oder in Kombination mit anderen Systemen, wird nicht gebaut, sondern zusammengebaut. Daher muss zuerst fertig geplant und produziert werden. Auch wenn man später beginnt, ist man schneller fertig.

Den gesamten Beitrag finden Sie in OIB aktuell, 4.2020