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Thema 1

Auszug aus

 

Circular City ist Gemeinwohl

Autoren Anna- Vera Deinhammer, Bernhard Jarolim

 

… Gelingt es, unsere Einstellung gegenüber Gebäuden als Materialverbraucher und Kostenverursacher in Richtung Gebäude als Materiallager, die einen Beitrag zum Anlagevermögen leisten, anzupassen, ist schon viel gewonnen. Das von der europäischen Förderschiene „Horizon 2020“ finanzierte Forschungs- und Entwicklungsprojekt No. 642384 „BAMB Buildings as Material Banks“ entwickelte einen digitalen Materialpass, der einen One-Stop-Shop für Materialinformationen eines Gebäudes darstellen soll. Die definierten Eigenschaften beschreiben die eingesetzten Bauprodukte und -materialien hinsichtlich des ökonomischen Wertes durch Wiederverwendbarkeit. Diese Werte können in der Buchhaltung anstatt eines – wie bisher – Abschreibungspostens ein Anlagevermögen darstellen. Daher zielt der BAMB-Materialpass auf folgende Punkte ab:

  • Erhaltung bzw. Erhöhung des Wertes von Materialien, Produkten und Komponenten im Laufe der Zeit (z. B. durch Unabhängigkeit von künftigen Preisschwankungen aufgrund geringerer Ressourcenverfügbarkeit)
  • Anreizschaffung für Lieferanten gesunde, nachhaltige und kreislauffähige Materialien bzw. Bauprodukte mit hohem Sekundärmaterialanteil zu produzieren (z. B. durch die Vermeidung von steigenden Entsorgungs- und Deponiekosten unter Berücksichtigung der erweiterten Herstellerverantwortung)
  • Unterstützung bei der Auswahl von Materialien bzw. Bauprodukten für zukünftige Ausschreibungen (aktuell ist die Wiederverwendung noch ein Nischenmarkt, welcher sich durch steigende Nachfrage und eine Bündelung der Einzelinitiativen mittels Plattformökonomie schnell entwickeln wird)
  • Entscheidungsträgern die Entscheidung für gesunde, nachhaltige und kreislauffähige Aspektein Ausschreibungen und Auftragsvergabe zu erleichtern
  • Ermöglichen der Rücknahmelogistik durch gute Dokumentation

Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss der Kreislauf-fähigkeit auf das Verständnis von Baukultur. Wertschätzen wir unsere gebaute Umwelt wieder mehr in ihrer Materialität wird das zu einer zunehmenden Identifikation der Nutzenden mit deren Lebensraum führen. Das ist gerade in einer sehr komplexen Welt, wo das Individuum teilweise in erlernter Hilflosigkeit verharren muss, eine nicht zu unterschätzende mentale Stütze. Zusätzlich wird dadurch die Rolle des Architektenstandes gemein-sam mit dem Ressourcenmanagement wieder dem Spiritus Rector gleich, die als Hüter und Kommunikatoren des Wertes unserer gebauten Umwelt fungieren.

 

Den gesamten Beitrag finden Sie in OIB aktuell, 4.2020