Inhalt:
Thema 1
Auszug aus
Hexenkessel
Autor Florian Szeywerth
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Freie Sicht
… Die OIB-Richtlinie 2 „Brandschutz“ macht unter Punkt 7.8.4 Angaben zur maximalen Sitzplatzanzahl pro Reihe, zu Sitzplatzbreiten, Mindestdurchgangsbreiten in den Reihen und weiteren Tribünendetails. Diese können jedoch erst der Ausgangspunkt einer Tribünenplanung sein. In Abhängigkeit von der Sitzauswahl oder dem Komfort für die Zuschauer können diese Abmessungen variieren und haben wiederum Auswirkungen auf die Sichtlinien. Die Geometrie der Tribünenkonstruktion steht so im Zusammenspiel von vielen Faktoren, z. B. deren Erschließung, Art der Tribüne (Sitzplatz- oder Stehplatztribüne), Distanz zur Activity-Area. Ein nachträgliches Ändern in einer späten Planungsphase ist ohne Einschränkungen der Funktion kaum möglich.
Gerade in Bezug auf die barrierefreien Sitzplätze ist das essentiell. Unabhängig von der Anzahl sollten diese an möglichst unterschiedlichen Positionen der Veranstaltungsstätte angeboten werden. Zudem ist bei der Sichtlinienkonstruktion für Zuschauer, die einen Rollstuhl nutzen, zu beachten, dass Zuschauer in den davor liegenden Reihen, wenn diese aufstehen, die Sicht verstellen können. Gerade bei Sportveranstaltungsstätten mit hohem Emotionsgrad empfiehlt es sich daher, die barrierefreien Sitzplätze überhöht auszuführen, sodass die Sicht auch durch stehende Zuschauer nicht eingeschränkt ist. Dies ist normativ nicht vorgeschrieben, doch wählt man diese Ausführungsvariante nicht, bleibt eventuell der Blick aufs Tor oder den Zieleinlauf beim 100-Meter-Sprint – dem Ereignis, wegen dem man ins Stadion geht – verwehrt.
Freie Bahn - Erschließung
Die Position der barrierefreien Sitzplätze ist auch für die Erschließung relevant. Von der Anreise zur Veranstaltungsstätte bis zum Sitzplatz und der Begleitinfrastruktur, wie z. B. den Kiosken oder den Sanitäranlagen, ist die Erschließung im Sinne des Design for all so zu gestalten, dass alle am Event teilhaben können. Das ÖISS hat das gemeinsam mit der Plattform football4all in seiner Publikation „Barrierefreie Fußballstadien – Anforderungskatalog“ zusammengefasst.
Auch die Position der Kioske und Sanitäranlagen wird durch die barrierefreien Sitzplätze mitbestimmt. Lange Wege sind zu vermeiden. Gerade bei Sportveranstaltungen, wo oftmals nur eine kurze Pause zwischen den Spielzeiten bleibt und hier alle Zuschauer versuchen, sich zu versorgen, ist es umso wichtiger, die Wegerelationen zu prüfen. Anstellsituationen bei Kiosken und Sanitäranlagen benötigen entsprechenden Platz und sind idealerweise so anzuordnen, dass keine Einschränkung der generellen Erschließung erfolgt. Hier die richtige Balance zwischen Flächenreserven und optimierter Planung der Erschließungsflächen zu finden, um im Sinne der Nachhaltigkeit und der Errichtungskosten kein Zuviel an Fläche zu generieren, ist kein leichter Abstimmungsprozess und Bedarf immer einer projektspezifischen Herangehensweise. Aus Erfahrungsberichten im Betrieb von Sportstätten weiß das ÖISS jedoch, dass Flächenreserven oftmals Entwicklungen und Nutzungssituationen ermöglichen, die vorab nicht abzusehen waren. …
Den gesamten Beitrag finden Sie in OIB aktuell, 3.2022