Zum Inhalt Zum Hauptmenü Zu weiteren Infos


Interview

Auszug aus dem Interview zum Thema „Veranstaltungsstätten“

 

Interviewpartner: Harald Markon, Geschäftsführer der Markon Architecture ZT GmbH, und Elisabeth Utz, Ausführungsplanerin der Raiffeisen Arena Linz

 

Thomas Rockenschaub (OIB): "Die Corona-Pandemie, der Klimawandel, die Preisexplosionen bei den Bauprodukten und die Rohstoffknappheit sind nur einige der Herausforderungen der letzten Jahre. Welche neuen Aspekte traten bei der Planung und Errichtung eines Bauvorhabens dieser Größenordnung auf?

 

Elisabeth Utz

Auch viele Anforderungen, welche die Nutzerfreundlichkeit und Stadionsicherheit betreffen, müssen erfüllt werden. Bei einem Spiel kommen große Menschenmassen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen – LASK-Fanclubs, Dauerkartenbesitzer, Familien, Businessgäste und Gäste von anderen Vereinen – an einem Ort zusammen. Somit ist eine der Kernaufgaben die sicherheitstechnischen Anforderungen (Fluchtwege bei Paniksituationen) für große Menschenmengen zu erfüllen, Leitsysteme zu entwerfen und Wegführungen und Beschilderungen zu planen. Die Entfluchtung der Tribünen wird in der neuen Raiffeisen Arena vom Ober- und Unterrang auf die umlaufende Promenadenebene geführt. Diese gilt als gesicherter Fluchtwegsbereich ohne Brandlasten. In den laufenden Abstimmungen mit Einsatzkräften, wie Polizei und Rettung, sind wir dabei, das Stadion möglichst sicher, aber auch gegen Vandalismus und für eine langlebige Erhaltung zu planen. Besonders am Herzen liegen uns auch die aktuellen Themen, wie die umwelttechnischen Aspekte bei einem solchen Großprojekt – gerade jetzt in Zeiten der Energieknappheit und des Klimawandels. Hier wird im Besonderen bei der Nutzung von Gebrauchswässern in Zusammenarbeit mit den Haustechnikfirmen für ein nachhaltiges Projekt gesorgt. So werden zum Beispiel die Spülwässer gesammelt und für die Bewässerung des Rasens genutzt. Neu definiert und strukturiert wurde die Planung auch im Bereich der Mobilität. Durch die stetig steigende Verkehrsbelastung in der Linzer Innenstadt, und der sehr angespannten Parksituation auf der Linzer Gugl im Umkreis des Stadions musste beim Verkehrskonzept reagiert werden. Gemeinsam mit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und Fachexperten wurde vom LASK ein Mobilitätskonzept entworfen, das vorsieht, vorhandene Infrastruktur zu nutzen und in Verbindung mit dem öffentlichen Verkehr und Shuttlebussen die Zuschauer zur Raiffeisen Arena zu bringen.

 

Thomas Rockenschaub (OIB): "Das OIB gibt die OIB-Richtliien heraus. Sehen Sie bei den OIB-Richtlinien Verbesserungspotenzial, und was wäre aus Ihrer Sicht als Anwender konkret zu verbessern?"

 

Harald Markon

Wie vorhin schon erwähnt, treffen in unserer neuen Raiffeisen Arena die verschiedensten Personengruppen, Bedürfnisse und auch Nutzungen aufeinander. Daher gibt es sehr viele unterschiedliche Normen und Richtlinien zu beachten. Da der Stadionbau unter den Bereich Sondergebäude fällt, werden manche Thematiken in den OIB-Richtlinien nur sehr oberflächlich oder allgemein behandelt. Teilweise werden keine konkreten Aussagen getroffen, oder es gibt Verweise zwischen den Normen, die eine exakte Auslegung sehr schwierig machen. Gerade bei dem sehr sensiblen Thema der Entfluchtung von Tribünenbereichen gibt es seitens der OIB-Richtlinien keine vollumfassende Aussage. Hier mussten wir in der Planung auf Brandschutzexperten bzw. auf die deutsche Musterstättenverordnung zurückgreifen. Über eine computerunterstützte Entfluchtungssimulation, basierend auf der Musterstättenverordnung sowie auf der Oö. Veranstaltungssicherheitsverordnung, konnten wir die Fluchtwege von den Tribünen auf die Promenadenebene und bis zu den Ausgängen aus dem Stadiongebäude sowie bis zum Verlassen der Abströmflächen um das Stadion ermitteln. Die Entleerung aller Tribünenbereiche in den gesicherten Bereich der Promenadenebene konnte somit innerhalb der vorgeschriebenen acht Minuten nachgewiesen werden. Diese Analyse musste dann wieder von einer weiteren Stelle auf Plausibilität geprüft werden. Hier gab es dann sogar zwischen den Sachverständigen unterschiedliche Auslegungen der Vorschriften.

 

Das gesamte Interview finden Sie in OIB aktuell, 3.2022