Zum Inhalt Zum Hauptmenü Zu weiteren Infos


Interview

Auszug aus dem Interview zum Thema „Leistbares Bauen und Wohnen“

 

Interviewpartner: Stefan Wagmeister, Deputy Director Standards Development bei Austrian Standards International, und Elmar Hagmann, geschäftsführender Gesellschafter der Dipl.-Ing. Wilhelm Sedlak GmbH

Andreas Kolbitsch: „Seit Jahren wird von verschiedenen Proponenten im Bauwesen kritisiert, dass die hohe Regelungsdichte maßgebenden Anteil an den relativ hohen Baukosten hat. Gleichzeitig werden neue Regelwerke verlangt, um die Nachhaltigkeit der Bauwerke sicherzustellen. Wie sehen Sie diesen Widerspruch und wo könnten Verbesserungen erzielt werden?“

 

Stefan Wagmeister

… Was oft übersehen wird: Der Standardisierungsprozess ist kein Selbstzweck. Erst wenn konkret Bedarf seitens interessierter Kreise für ein neues Normprojekt oder die Überarbeitung einer bestehenden ÖNORM artikuliert wird, wird ein Standardisierungsprozess zur Diskussion gestellt. Der Auftrag kommt also immer aus der Praxis. Klarerweise widmet man sich in diesem Prozess auch der Frage „Was bringt´s, was kostet´s“. Denn am Ende des Tages soll Standardisierung Sinn stiften und allen zugutekommen. Die Dosis macht das Gift. Die einen benötigen Regeln, um beispielsweise Rechtssicherheit zu gewährleisten, die anderen sehen sich durch Regeln eingeengt, da diese Kreativität einschränken.

Was viele nicht wissen: Im Baubereich ist die Anzahl an Publikationen rein nationaler ÖNORMEN seit Jahren rückläufig. Dies hängt unter anderem mit der regionalen (Europäischen) Standardisierung zusammen. Ein Europäischer Standard ersetzt im Regelfall mehr als ein Dutzend einzelner Nationaler Standards. Das ermöglicht das erfolgreiche Agieren österreichischer Betriebe im europäischen Binnenmarkt aufgrund gleicher Rahmenbedingungen und Standards…

 

 

Andreas Kolbitsch: Der Hochbau, und hier speziell der Sanierungsbereich, liegt hinsichtlich der Produktivität weit hinter anderen Sparten. Wo sehen Sie mittelfristig in diesem Zusammenhang Verbesserungspotenzial?

 

Elmar Hagmann

Die wenig zufriedenstellende Produktivität im Hochbau beruht auf einer Summe von Rahmenbedingungen, die sich über die Jahre (Jahrhunderte) nur wenig geändert haben. Erstens: Das Bauprodukt, als das größte von Menschenhand geschaffene Produkt, wird immer unter anderen Bedingungen hergestellt (Örtlichkeit, Wetter, Personal). Zweitens: Die Planung ist fast immer individuell, da im großen Maßstab Prototypen hergestellt werden und daher die Lern- und Einarbeitungseffekte sowie die qualitative Verbesserung des Produktes somit sehr schwer fällt. Drittens: Unsere Mitarbeiter beschäftigen sich (wie seit Jahrhunderten) etwa zu 40 % mit der Manipulation von Baustoffen, auf Anweisungen zu warten, oder darauf zu warten, dass der Vorgänger mit seiner Leistung fertig ist.

Um Verbesserungspotenzial lukrieren zu können, ist es notwendig, sich der Beantwortung der oben genannten (unvollständigen) Problemstellungen zu widmen: Vorfertigung und Systembau bringen in fast allen Bereichen wesentliche Vorteile: Stabile Produktionsbedingungen, erprobte Systemlösungen und -details, effizientere Prozesse und damit eine bessere Materialdisposition. Ein „neuer“ Systembau als Kombination von Standard-Fertigteilelementen und individuelle Elemente aus dem Digitaldrucker werden Lösungen hervorbringen, die trotz Einhaltung der systemrelevanten Kenngrößen eine relativ hohe Individualität zulassen…

Das gesamte Interview finden Sie in OIB aktuell, 4.2020