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Thema 2

Auszug aus

Zukunftspotenzial des baukulturellen Erbes                                    

Autoren Alfons Huber, Friedrich Idam, Günther Kain

 

…. In unserem baukulturellen Erbe steckt ein Schatz an Erfahrungswissen, der zurzeit weitgehend ungenutzt brach liegt. Für die Generationen vor uns war es ganz selbstverständlich, mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu schaffen. Diese Art zu bauen hat sich oft über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. Die erhaltene, nach wie vor bewohnte Bausubstanz stellt eine Auslese dar: Es sind die besten Häuser, es sind diejenigen, die einen harten Evolutionsprozess überstanden haben. Diese hervorragenden Häuser haben einfach lange und gut funktioniert. In den verschiedenen Regionen haben sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen entwickelt, welche die Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. …

 

Torfmoos (Sphagnum) im Bauwesen

Für den Einbau von Fenstern in die Wandkonstruktionen wird gegenwärtig in erster Linie Polyurethanschaum verwendet. Die Herstellung und vor allen Dingen die Entsorgung dieses Produktes sind vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet problematisch. Um eine ökologisch verträgliche Alternative zu entwickeln, wurden Untersuchungen über den historischen Einsatz von Moosen in gut erhaltenen Konstruktionen angestellt. Im Baustofflabor konnten valide technische Kennwerte von Torfmoos ermittelt werden, die den gängigen synthetischen Produkten wenigstens gleichwertig sind. Nach wie vor funktionsfähige Torfmoosabdichtungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sind dokumentiert. Torfmoose wachsen auf Feuchtwiesen sowie Hochmooren und sind als wichtigster Torfbilder für das Wachstum eines Hochmoores ausschlaggebend. Diese Sphagnen sind in historischer Zeit aus lokalen, naturnahen Mooren entnommen worden, während gegenwärtig die nachhaltige Gewinnung dieses Rohstoffes erforscht wird. Aktuell wird Torfmoos zur ökologischen Nutzung von Feuchtwiesen und zur langfristigen Speicherung von CO2 kultiviert. In sogenannten Paludikulturen kann dieser nachwachsende Rohstoff umweltverträglich in großem Umfang geerntet werden. Bisher erfolgt die Weiterverarbeitung lediglich zu Kompost, während durch die Verwendung von Torfmoos als Dichtungsmaterial eine höherwertige, stoffliche Verwendung möglich ist.

Torfmoos kann auch eingesetzt werden, um Dämmstoffe in Platten- und Mattenform herzustellen. Deren physikalisch-mechanischen Eigenschaften sind mit jenen herkömmlicher Dämmstoffe vergleichbar. Die Moosmatten wiesen sehr günstige Eigenschaften für Hohlraumdämmungen auf, wobei die Wärmeleitfähigkeit bei einer Dichte von ca. 50 kg/m³ ein Minimum von 0,04 W/mK erreicht. Interessant ist, dass das Moos aufgrund seines Zellbaus (Hyalinzellen) über eine hohe Hygroskopizität verfügt und damit in einem Baustoffverbund temporär anfallende Feuchtigkeit (z. B. Kondensat) sehr schnell aufnimmt und diese bei trockenem Umgebungsklima wieder abgibt. Damit kann bei entsprechender Gestaltung der Baukonstruktion, insbesondere richtiger Positionierung des Torfmoosdämmstoffes, gesundes Wohnklima und Schadvermeidung in der Konstruktion vereint werden. Bei Aufnahme von Feuchtigkeit quillt Torfmoos zusätzlich auf und regelt somit den Dichtheitsgrad einer Fuge in Abhängigkeit des Umgebungsklimas. …

Den gesamten Beitrag finden Sie in OIB aktuell, 1.2022