Inhalt:
Thema 2
Auszug aus
Reusing – Recycling – Downcycling – Upcycling
Autor Bernd Höfferl
… Wenn man ein wenig nachliest, findet man rasch Beiträge zum Thema Kreislaufwirtschaft am Bau. Seit über 20 Jahren befasst sich beispielsweise eine Initiative der Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft und der Entsorgungswirtschaft in Deutschland intensiv mit der Förderung geschlossener Stoffkreisläufe. In Österreich ist die Situation sicherlich vergleichbar. Der Monitoring-Bericht aus dem Jahr 2016 ergibt „… den Nachweis nahezu vollständig geschlossener Stoffkreisläufe und leistet einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion über Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz“. Also können wir uns beruhigt zurücklehnen und weitermachen wie bisher. Nein können wir nicht!
Von einem Stoff- bzw. Bauteilkreislauf im eigentlichen Sinn sind wir sehr weit entfernt.
Machen wir einen Ausflug ins Kinderzimmer. Lego war schon für viele Analogien gut geeignet. Vergleichen wir ein Lego-Haus mit einem Gebäude, das beispielsweise im Jahr 1900 errichtet wurde. Wenn Sie ein Lego-Haus zerlegen, können Sie aus den Teilen unendlich viele Varianten von anderen Lego-Häusern bauen. Sie können die vorhandenen Klemmbausteine nicht nur mit neuen Teilen mittlerweile unterschiedlicher Hersteller kombinieren, Sie können auch alte Teile aus den 1970er Jahren wiederverwenden. Auch wenn die Bausteine mittlerweile aus einem anderen Material gefertigt sind, erfüllen die alten immer noch die Funktion und passen mit den neuen zusammen. Das ist natürlich nicht zufällig so, sondern es ist reichlich Know-how nötig, damit das funktioniert. …
Zerlegen und Wiederverwenden
Es gibt auch Beispiele im Bauwesen, bei welchen Überlegungen zu Zerlegbarkeit und Wiederverwendbarkeit berücksichtigt wurden. Das aktuell „schnellste“ Gebäude kommt aus einer der schnellsten Branchen. Die Red Bull F1 Energy Station hat nichts mit einem Container oder einem klassischen MotorHome zu tun – es ist ein echtes Gebäude. Es kann in 32 Stunden montiert und nach der Rennveranstaltung auch wieder demontiert werden. Ein Zeichen, dass Kreislaufwirtschaft auch wirklich cool sein kann und wenig mit Verzicht zu tun hat. Man muss nur auf nicht durchdachte Lösungen verzichten. Die Systeme von Lukas Lang sind nicht ganz so rasch montiert, aber sie bauen auf einem durchdachten Baukasten auf, der erlaubt, die Gebäude nach der Nutzungsphase wieder zu zerlegen und die Komponenten wieder in gleicher Art und Weise einzusetzen. Aus einer Wand wird also kein sortenreines Granulat, sondern wieder eine Wand. Es verbleibt ein wirtschaftlicher Wert der Teile, aber es ist eine Systematik nötig, damit solche Kreislauflösungen funktionieren. Aktuell ist diese Bauweise für besondere Gebäude, z. B. Ersatzgebäude, Provisorien oder Erweiterungen, die „nur“ auf zwanzig oder dreißig Jahre projektiert werden, üblich. Aber nicht, weil die Konstruktion nicht länger hält, sondern weil man die wertvollen Teile danach wieder und wieder nutzen kann.
Die Zukunft – Modulsysteme
Beide Beispiele aus der Praxis sind besondere Lösungen und bei einem Gebäude, das hundert Jahre funktionieren soll, ist nicht wichtig, ob die Montage nur 32 Stunden dauert – aber auch wenn sie etwas länger dauern darf – die Demontage und Wiederverwendung muss mitgeplant werden. Alle unterschiedlichen Materialien, die geklebt oder vergossen werden, sind nicht mehr sinnvoll zu trennen. „Screw instead of glue“ ist sicher ein vernünftiger Grundansatz, wenn man an die Zukunft denkt. Egal, ob das Gebäude 20 oder 200 Jahre steht. Vielleicht finden wir aber auch noch andere Systeme, die – wie Lego – nur gesteckt werden müssen. …
Den gesamten Beitrag finden Sie in OIB aktuell, 1.2020