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Interview

Auszug aus dem Interview zum Thema "Automatisierung und robotisches Bauen"

Interviewpartner: Peter Bauer, Geschäftsführer der werkraum ingenieure zt-gmbh und Professor an der TU Wien, und Linus Waltenberger, Leiter der Function Startups & Scouting im Zentralbereich STRABAG Innovation and Digitalisation

 

Andreas Kugi (TU Wien): Worin liegen aus Ihrer Sicht die  größten Herausforderungen und Hürden, und welche Voraussetzungen müssten geschaffen werden, um robotische Systeme und Automatisierung im größeren Stil in der Baubranche zu etablieren?

Peter Bauer

... Richtige Automatisierung wird allerdings auch die  Planer herausfordern. Wenn das funktionieren soll, müssen die Planer erstens lernen, was Maschinen, seien es herkömmliche Fertigungsanlagen oder Bauteildrucker oder Roboter, eigentlich gut können – und dementsprechende Lösungskonzepte entwickeln. Und zweitens werden sie in großen Teams zusammenarbeiten müssen. Das Wissen um die Technologie wird niemand mehr alleine haben. Aber wenn dieser Prozess einmal funktioniert, dann wird es, meines Erachtens, auch zur Aufhebung der Ende des 18. Jahrhunderts stattgefundenen Trennung von Ausführung und Planung im Bauwesen führen. Wer die  Maschinen oder Roboter mit Information füttert, ist schließlich egal. Das Wissen, wie man sie füttert und was sie können, wird entscheidend sein – ohne dieses Wissen wird keine relevante Planung mehr stattfinden können. Die  Ausführung, das Handwerk als solches beherrscht dann aber die Maschine und ich muss mich nicht mit irgendwem streiten, ob etwas geht oder nicht geht.

 

Andreas Kugi (TU Wien): Wenn Sie an das gesamte Spektrum der zukünftigen Möglichkeiten der Automatisierung am Bau denken, beginnend bei mobilen kognitiven Robotern und Drohnen, über flexible und  modulare mobile hochautomatisierte Fabriken, intelligente Assistenzsysteme und Exoskelette bis hin zu autonomen Bearbeitungsmaschinen, wie sieht aus Ihrer Sicht die automatisierte Baustelle der Zukunft mittel- und langfristig aus?

Linus Waltenberger

… Mittelfristig werden Roboter unsere Mitarbeitenden in der Vorfertigung und auf Baustellen durch Mensch-Maschine-Kollaborationen, wie z. B. durch Exoskelette, entlasten. Dadurch möchten wir die Berufsbilder in der Bauwirtschaft für junge Menschen wieder interessant machen. Der vermehrte Einsatz von neuen Technologien wie Robotern beweist, dass die Bauindustrie neue Wege geht und eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten für gut ausgebildete und technologieversierte Fach- und  Führungskräfte bietet.

Langfristig gesehen wird der Einsatz von Robotik Bauprozesse und die Bauwirtschaft tiefgreifend verändern. Auf der Baustelle der Zukunft werden Roboter und Menschen Schulter an Schulter sicher, effizient und nachhaltig nebeneinander arbeiten. Den Gedanken, dass Roboter Menschen im Bau komplett ersetzen, halten wir für unrealistisch – Vermessungsdrohnen brauchen Piloten sowie Geoinformatiker für die Auswertung der Daten, Fertigungsroboter brauchen Betriebs- und Wartungspersonal und ein 3D-Betondrucker ein hochqualifiziertes Team von Technikern. Eine Veränderung der Berufsbilder zeichnet sich bereits heute ab. Der Mensch ist für uns jedoch von der Baustelle nicht wegzudenken.

Das gesamte Interview finden Sie in OIB aktuell, 1.2021