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Interview

Auszug aus dem Interview zum Thema "Gesamtenergieeffizienz-Faktor fGEE"

Interviewpartner: Thomas Bednar, Professor am Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie an der TU Wien, und Christian Pöhn, Magistratsdirektion der Stadt Wien

 

Robert Stadler (OIB): "Wie ist es zur Entwicklung der Größe „Gesamtenergieeffizienz-Faktor“ gekommen?"

 

Thomas Bednar

… Ausgangspunkt im Jahr 2008 war eine babylonische Sprachverwirrung beim Begriff „ein Gebäude hat einen Bedarf von 20 kWh/m2“. Die Verwirrung beginnt bei der Bezugsfläche und endet damit, ob hier ein Teil des gemessenen Energieverbrauchs oder der auch die Nutzung enthaltende berechnete Energiebedarf gemeint ist, ob es Primärenergie oder nicht-erneuerbare Primärenergie ist und wie die Konversionsfaktoren eines Energiesystems ermittelt werden. Ein für Österreich sicher sehr schöner Erfolg war damals die Frage der chinesischen Kollegen gegen Ende des IEA Annex 53, ob wir eine Null beim Heizwärmeverbrauch des sozialen Passivwohnbaus (39 Wohneinheiten) in Wien 14, Utendorfgasse vergessen haben. Aufgrund der gemeinsamen Arbeit an Begriffen und der Methodik den Energieverbrauch zu prognostizieren, konnten wir ihnen das Projekt aber so dokumentieren, dass sie es selbst nachrechnen und damit nachvollziehen konnten und als AUT-06 ist das Objekt seitdem in der Literatur verewigt. …

 

Robert Stadler: "Und was waren die Überlegungen zur methodischen Verankerung?"

Christian Pöhn

Wir – Thomas Bednar und ich – saßen wie so oft in dieser Zeit spätabends am 1. Februar 2011 zusammen und diskutierten zahlreiche Probleme, unter anderem das des Labelings. Wir kamen relativ rasch zur Auffassung, dass unter einer Energieeffizienz eine dimensionslose Größe zu verstehen sei. Ebenso war uns klar, dass ein Labeling, das den Heizwärmebedarf, den Endenergiebedarf, den nicht erneuerbaren Primärenergiebedarf, den erneuerbaren Primärenergiebedarf, den gesamten Primärenergiebedarf und die Kohlendioxidemissionen beinhaltet, wohl „etwas“ überladen wäre, ob zwar jede Anwendung ein Marketinginstrument sein könnte, aber kaum durch den unbedarften Konsumenten zu verstehen wäre. Immerhin wären es sechs Größen. Mit diesen Gedanken schätzten wir unentwegt verschiedenste Varianten mit unterschiedlicher thermischer und energetischer Gebäudeausstattungen ab, und schrieben die Werte mit unserer „gestochen schönen“ Handschrift auf zahlreiche Blätter Papier, und hatten daneben zwei Notebooks offen, die uns mittels Tabellenkalkulation gleichsam als Taschenrechner zur Verfügung standen. Irgendwann begannen wir die Ergebnisse auf Endenergieebene von kleinen, mittleren und großen Gebäuden mit identer thermischer und energetischer Gebäudeausstattung durch fixierte Ergebnisse auf Endenergieebene, die den Anforderungen des Jahres 2007 – dem Einführungsjahr der OIB-Anforderungen – entsprachen zu dividieren und staunten nicht schlecht, dass da sehr, sehr homogene Werte herauskamen. Rasch war das Modell übersetzt auf Lieferenergieebene, also unter Hinzunahme von allfälligen Photovoltaik- und Solarthermie-Erträgen. … Ja und so kam es dann auch. Es wurden innerhalb kürzester Zeit ergänzende Dokumente erstellt, die die Methodik zur Berechnung des Gesamtenergieeffizienz-Faktors darstellten. Damit war eine Größe gefunden, die offensichtlich eine gewisse Stabilität aufweist. …

Das gesamte Interview finden Sie in OIB aktuell, 2.2020